ELCH-Konzert „Der doppelte Erich“ begeistert in der Synagoge Hechingen
Wer am Montagabend das Konzert des Eltern-Lehrer-Chors (ELCH) des Hechinger Gymnasiums in der ehemaligen Synagoge erleben wollte, musste früh da sein – selbst auf der Empore drängten sich Zuhörer. Und sie wurden nicht enttäuscht: Das Programm unter dem Titel „Der doppelte Erich“ bot weit mehr als bloßen Chorgesang – es war ein Abend voller Musik, Literatur und eindrucksvoller Emotionen.
Der ELCH, inzwischen auf rund 50 Mitglieder angewachsen, wurde von Musiklehrer Wolfgang Nägele mit gewohnter Energie und Präzision geleitet. Sein abwechslungsreiches Programm spannte einen Bogen von bekannten Pop- und Rockstücken bis hin zu literarischen Lesungen – ein Konzept, das aufging.

Ein musikalisches Highlight war zweifellos Kamila Kamalova, die unter anderem mit ihrer Soloversion von „Dust in the Wind“ das Publikum berührte. Auch Günther Beiter sorgte mit seiner Interpretation von Herbert Grönemeyers „Männer“ für Begeisterung – unterstützt vom Chor, der den Refrain schwungvoll mittrug. Stücke wie „If you want to sing out, sing out“ und „Mad World“ wurden mehrstimmig, mitreißend und dynamisch dargeboten – der ELCH bewies damit erneut seine musikalische Vielseitigkeit, teilweise unterstützt von einer kleinen Band (Beatrice Fratila am Schlagzeug, Günther Beiter an der Gitarre und Teresa Lopez-Dias am E-Bass).

Doch nicht nur musikalisch wurde den Zuhörern Großes geboten: Zwischen den Liedern las Bernd Sunten, ehemaliger Musiklehrer am Gymnasium, ausgewählte Texte von Erich Kästner – darunter das „Märchen vom Glück“, verschiedene Gedichte sowie einen Auszug aus dem „Fliegenden Klassenzimmer“. Mit seiner ausdrucksstarken Mimik und Gestik ließ Sunten den berühmten Autor auf eindrucksvolle Weise lebendig werden. Unterstützt wurde er von Rebecca Beiter, die fiktive Briefe an „Erich“ verlas und damit den roten Faden des Abends – die Begegnung zweier „Erichs“ – einfühlsam spann.
Die literarischen Beiträge scheuten auch die dunklen Kapitel nicht: Kästners Auseinandersetzung mit der Bücherverbrennung und seine Selbstvorwürfe, diese stillschweigend hingenommen zu haben, riefen nachdenkliche Stille im Raum hervor. Den Abschluss bildete seine zeitlose Warnung vor rechtem Gedankengut, das „Marschliedchen“ von 1932. Der ELCH griff das stampfende Motiv musikalisch auf und verwandelte es in eine kraftvolle Tanzversion – „Stompa“ – die als künstlerischer Widerstand gelesen werden konnte.




Die Schulleiterin Melanie Dreher dankte abschließend im Namen aller Beteiligten und lobte besonders das Engagement Wolfgang Nägeles, der es nicht nur geschafft habe, das Ensemble musikalisch zu formen, sondern auch durch seine Motivation und Begeisterung zu einem lebendigen Miteinander beitrug – schon während der Proben.
So verließen die vielen Besucher die Synagoge mit einem Lächeln und Nachdenklichkeit zugleich – bewegt von einem Konzert, bei dem alles stimmte: der Ort, die Musik, die Worte und die Atmosphäre. Und ganz nebenbei wurde auch der gute Zweck nicht vergessen: Dank großzügiger Spenden dürfte der Verein, der sich um den Erhalt und die Nutzung der Synagoge kümmert, ebenfalls profitieren.