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HerStory – fast vergessene Musikerinnen kommen bei Soirée zu ihrem Recht

Eine Hommage an weibliche Musikerinnen präsentierte das Musik Basisfach unter der Leitung von Wolfgang Nägele – und konnte damit anschließen an die beeindruckenden Musikveranstaltungen am Gymnasium, die das Frühjahr bereichert haben.

Eltern und Lehrkräfte hatten sich in der Aula eingefunden, während die weitgehend schwarz gekleideten Akteure noch letzte Absprachen trafen und ihre Plätze in der Aula einnahmen. Die Jungen waren bewusst im Publikum platziert, sollten sie doch eher zurückstehen und die weiblichen Musikerinnen und Darstellerinnen im Mittelpunkt gezeigt werden.

Nachdem zunächst das Lied „Ich stand in dunklen Träumen“ von Clara Schumann, gesungen von Theresa Bulach, erklungen war, konnte das Publikum einer fingierten Talkshow beiwohnen. Drei Schülerinnen verkörperten die fast vergessenen, aber sehr talentierte Künstlerinnen Artemisia Gentileschi, Barbara Strozzi und Clara Schumacher, die sich im Rahmen der Talkshow vorstellten und austauschten. Ihr ganzes Leben lang standen sie im Schatten der Männer und wurden nie so gewürdigt, wie sie dies verdient hätten. Die Soirée sollte hier ein Stück weit Wiedergutmachung leisten und so wurden ausschließlich Stücke weiblicher Musikerinnen präsentiert – und dies auf sehr abwechslungsreiche Art und Weise. Neben den Schülerinnen des Musik Basisfaches, die zum großen Teil als Bläserinnen zum Einsatz kamen, war Sophie Wagner aus Klasse 10 am Klavier zu hören und die Musiklehrerin Theresa Bulach ließ sowohl ihre Stimme erklingen als auch begleitete sie die Schülerinnen mit der Blockflöte. Außerdem begleitete Wolfgang Nägele – wie immer virtuos – auf dem Klavier . Zu hören waren unter anderem von Barbara Strozzi „Surgite, Surgite“ und „La Vendetta“, von Florence Price „Juba Dance“, „Valse Caprice“ von Clara Schumann oder von Fanny Hensel „Mélodie“.

Aber nicht nur die Musik war beeindruckend, auch die vorgetragenen Texte regten zum Nachdenken an. Hier erhoben die Jungen des Basisfachs ihre Stimme und vermittelten, welche untergeordnete Rolle die Frau im 19. Jahrhundert zu spielen hatte. Auch wenn Künstlerinnen eine gewisse Sonderstellung in der öffentlichen Wahrnehmung innehatten, wurde von ihnen bedingungslose Loyalität zu ihrem Ehemann erwartet. Clara Schumacher zum Beispiel konnte ihrer Leidenschaft fürs Klavierspiel nur nachkommen, da sie so zum Familieneinkommen beitrug, das sonst zu knapp gewesen wäre.

Einen beeindruckenden Schluss bildete ein Klangteppich aus Namen (gesprochen von allen Beteiligten) von männlichen Musikern, die alle schon als Schwerpunktthemen für das Abitur eine Rolle gespielt hatten. Und Frauen? Diese wurden bisher zu Null Komma Null Prozent behandelt. Dass dies nicht nachzuvollziehen ist, hatte die musikalische Revue gezeigt und so kam das Publikum in den Genuss, Musikstücke von Musikerinnen zu hören, deren Talente nur im Verborgenen wirken konnten.

Im Anschluss an die Soirée hatten sich Abiturientinnen und Abiturienten noch um einen kleine Sektempfang gekümmert, sodass sich die Zuhörer im Gespräch über die Eindrücke des Abends austauschen konnten.